Albanien

Albanien

Albanien gehört zu den Ländern mit dem höchsten Anteil an armutsgefährdeter Bevölkerung in den westlichen Balkanstaaten und der EU. Vor allem in den ländlichen Gebieten Nordalbaniens ist die Armut im Vergleich zu anderen Ländern sehr hoch.

Der Kommunismus hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die albanische Wirtschaft, die nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Regierung im Jahr 1991 noch jahrzehntelang anhielten. Trotz der anfänglichen Erfolge des kommunistischen Regimes war dessen Politik nicht nachhaltig und führte zu wirtschaftlichen Problemen, Hyperinflation und einer Verschlechterung des Lebensstandards. Nach dem Fall des Kommunismus ging Albanien zur kapitalistischen Marktwirtschaft über, doch dieser Prozess verlief beschwerlich und langsam. In den späten 1990er Jahren erlebte das Land eine schwere Wirtschaftskrise, die durch politische Instabilität und Korruption noch verschärft wurde. Heute erholt sich die albanische Wirtschaft immer noch vom Erbe des Kommunismus und zeichnet sich durch eine hohe Arbeitslosigkeit, Migration und einen grossen informellen Sektor aus. Das schwere Erdbeben im November 2019 und die COVID-19-Pandemie haben das bereits wirtschaftlich geschwächte Land weiter belastet. Der Krieg in der Ukraine wird das Wachstum weiterhin erheblich schwächen, und die steigenden Preise beeinträchtigen die Ernährungssicherheit der albanischen Familien.

Lange bestehende Ungleichheiten

Unter der langjährigen Diktatur von Enver Hoxha wurden die kulturell und traditionell bestehenden patriarchalen Geschlechterverhältnisse weiter zementiert. Das niedrige Einkommen in Verbindung mit dem ungleichmässigen Wirtschaftswachstum in den Regionen hat die Ungleichheiten noch verstärkt. Auch zwischen den ethnischen Gruppen gibt es grosse Unterschiede, wobei der Zugang zu Bildung, Infrastruktur und öffentlichen Diensten für Roma und ägyptische Minderheiten erheblich erschwert ist.

Positive Entwicklungen sichtbar

Es gibt allerdings auch positive Entwicklungen. Wirtschaftlich profitierte Albanien von Wirtschaftsreformen, die die Infrastruktur verbesserten und vermehrt ausländische Investitionen anzogen. Politisch leitete Albanien 2022 offiziell seine EU-Beitrittsgespräche für die EU-Mitgliedschaft ein und arbeitet auf eine Verbesserung der intraregionalen Zusammenarbeit auf dem westlichen Balkan hin.

Auch im Hinblick auf Frauenrechte gibt es Veränderungen zum Positiven: Albanien hat den rechtlichen und institutionellen Rahmen zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt verbessern können. Die Änderungen des Gesetzes über häusliche Gewalt - eine stärkere Ausrichtung der neuen Gleichstellungsstrategie (2021-2030) an internationale Standards - und Verbesserungen des Rechtsrahmens für kostenlose Rechtshilfe sollen eine wirksamere Reaktion auf Gewalt gegen Frauen ermöglichen. Durch diese Anpassungen wurde auch eine wichtige Definitionsänderung in das Gesetz aufgenommen: Das Verständnis von geschlechtsbasierter Gewalt wurde erweitert, indem im Gesetz nicht mehr von "häuslicher Gewalt" die Rede ist, sondern stattdessen der Begriff "Gewalt gegen Frauen und Mädchen" verwendet wird. Diese Definition ist viel umfassender und spiegelt die Realität und verschiedenen Dimensionen der geschlechtsbasierten Gewalt wider.

Es besteht weiter Handlungsbedarf

Dennoch ist das Unterstützungsangebot für gewaltbetroffene Frauen sehr begrenzt. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die über das Fachwissen und die Kapazitäten für die Bereitstellung spezialisierter Dienste verfügen, werden vom Staat finanziell nicht unterstützt. Mangelndes Vertrauen in das System, ein unzureichender Zugang zu kostenlosem Rechtsbeistand und ein gesellschaftliches Tabu im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer Gewalt halten Frauen oft davon ab, Strafanzeige zu erstatten.

Fläche: 28.748 km2
Hauptstadt: Tirana / 520'000 Einwohner*innen
Bevölkerung: 3,1 Mio.
Bevölkerungswachstum: 0.19 % pro Jahr
Städtische Bevölkerung: 64 %
Säuglingssterblichkeit: 10,5 pro 1000 Lebendgeburten
Müttersterblichkeit: 8 pro 100‘000 Geburten
Geburten pro Frau: 1,5 Geburten pro Frau
Lebenserwartung: 79 Jahre
Jugendarbeitslosigkeit (bis 24): 27.8 %

Quelle: CIA World Factbook (2023)
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