Leben ohne Angst vor Beschneidung

Leben ohne Angst vor Beschneidung

Im Senegal ist die weibliche Genitalbeschneidung seit 1999 gesetzlich verboten. Trotzdem ist Mädchenbeschneidung in der Casamance im Süden Senegals noch immer gesellschaftlich akzeptiert. Unbeschnittene Frauen gelten als unrein und deshalb als nicht heiratsfähig.

In Senegal liegt die Rate der weiblichen Beschneidung seit einigen Jahren bei rund 25%. Jedoch gibt es Gegenden wie die Casamance im Süden des Landes, in denen die Praktik weiterhin verteidigt wird: Dort sind rund drei Viertel der Frauen und Mädchen beschnitten, der Eingriff findet oft im Säuglings- oder Kleinkindalter statt und wird im Geheimen von Beschneiderinnen durchgeführt. 

Ziel des Projektes ist es, einen wesentlichen Beitrag zur Beendigung der Mädchenbeschneidung in der Region Ziguinchor beizutragen, aber auch die weit verbreiteten Jugendschwangerschaften an Schulen zu reduzieren.

Dabei arbeitet das Projekt mit Jugendlichen als zentrale Akteur*innen, um sie einerseits für das Thema der weiblichen Genitalbeschneidung zu sensibilisieren und sie als Botschafter*innen in ihren Dörfern einzubinden. Die Mitglieder des Jugendclubs in jedem Dorf haben eine weitere wichtige Rolle als Patin oder Pate eines Neugeborenen, das ihnen durch das Gesundheitszentrum zugeteilt wird. Sie begleiten die Eltern während den ersten Jahren, achten darauf, dass die Kinder zivilamtlich registriert werden und erinnern die Eltern an die Impftermine. So kommen die Kinder regelmässig zu ihren Impfungen. Mit der Patenschaft haben die Eltern aber auch akzeptiert, dass insbesondere die Mädchen auf eine Beschneidung hin kontrolliert werden. Das Gesundheitszentrum hat sie über die gesundheitlichen und gesetzlichen Konsequenzen einer Beschneidung informiert. Alle Eltern haben in den drei Jahren des Projektes eine Patenschaft angenommen und seither wurde noch keines der Mädchen im Projektgebiet beschnitten. In ihrer Rolle als Patinnen und Paten bekommen die Jugendlichen eine ‘Hintertüre’ zu Beratung und Dienstleistungen bezüglich ihrer sexuellen Gesundheit in den Gesundheitszentren, ohne dass jemand Verdacht schöpft. In ihrer Funktion als Botschafter*innen sind sie jedoch auch durch das Projekt ausgebildet, wie sie in Schulen oder im Dorf mit Jugendlichen über sexuelle und reproduktive Gesundheit sprechen und sie allenfalls weiter verweisen können.

Mit den Eltern hat das Projekt Diskussionsgruppen organisiert, in denen über Probleme in der Erziehung diskutiert werden und Möglichkeiten der ‘positiven Erziehung’ vermittelt werden, wie Gewalt in der Erziehung verhindert werden kann. Dies führt zu einer vertrauensbildenden Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern und letztlich auch zur Hinterfragung der Beschneidung als Gewaltakt gegenüber den Mädchen. Auch mit Sportclubs und in Schulen mit den Lehrern aber auch mit Workshops, in denen Gewalt thematisiert und verarbeitet wird, wird der gewaltfreie Umgang mit den Kindern vermittelt, immer auch mit dem Ziel, dass die Menschen die Beschneidung als Akt der Gewalt erkennen und ihre Einstellung ändern.

Der grosse Erfolg des Projektes war der Augenblick, in dem die Beschneiderinnen, welche als Bewahrerinnen der Tradition dem Projekt skeptisch gegenüberstanden, auf das Projekt zukamen und ihre Bereitschaft ankündigten, gemeinsam eine Alternative für die Beschneidung zu finden. Nach vielen Diskussionen und Workshops beschlossen sie im Oktober 2023 an einer grossen Konferenz und anschliessend im Beisein der Bevölkerung und der Medien, keine Mädchen und Frauen mehr zu beschneiden. Sie wurden dafür vom Projekt und dem Bürgermeister mit einem Diplom ausgezeichnet. Bericht.

Projektzone ist der Verwaltungsbezirk Ziguinchor. Das Projekt wird in 13 Dörfern mit einer Gesamtbevölkerung von rund 40'000 Einwohner*innen durchgeführt. Mit der kommenden Phase werden es insgesamt 21 Dörfer und rund 60'000 Menschen sein.

Partnerorganisation:
Eusobul, Sister Fa
Vereinsgründung: 2019
Projektlaufzeit:  1.1.2020 - 31.12.2023

 

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