«Auch wir Jugendliche haben ein Recht auf sexuelle Gesundheit!»

In der Agglomeration von Dakar brennt das Thema Verhütung unter den Nägeln, doch Verhütungsmittel sind für Junge schwer zu bekommen. Eine aussergewöhnlich dynamische Gruppe von Jugendlichen stellte im Rahmen unseres Projekts für ihre Altersgenossen einen diskreten Zugang zur Verhütung her.

Die Direktorin des Gesundheitszentrums (2. v.l.) zusammen mit den initiativen Jugendlichen, die die Verantwortung übernahmen, Gleichaltrige ins Zentrum zu holen.

Jugendliche haben in Senegal kaum Zugang zu Verhütungsmitteln und Diensten der sexuellen Gesundheit. Voreheliche Sexualität ist gesellschaftlich tabuisiert, darum werden junge Unverheiratete mit ihren Anliegen in den Gesundheitszentren oft abgewiesen. Das wollte unsere Partnerorganisation AcDev in Pikine, einem Vorort der senegalesischen Hauptstadt Dakar ändern und Jugendlichen den ungehinderten Zugang zu Beratung in ihrem Gesundheitszentrum und Verhütungsmitteln erleichtern.

Senegal hat zwar die sexuelle Gesundheit von Jugendlichen auf die politische Agenda gesetzt, aber kaum Taten folgen lassen. Der Bedarf bei den Jugendlichen jedoch ist gross. Dies zeigte sich bei unserem Besuch der Partnerorganisation AcDev. Drei Jugendliche hatten aus Eigeninitiative in ihrem Gesundheitszentrum eine Blutspendeaktion organisiert. Danach hat ihnen die Chefärztin einen Raum zur freien Verfügung gestellt, mit dem Auftrag, bei ihren Altersgenossinnen und -genossen die Hürden zum Zentrum abzubauen. Die drei bieten neben Informationen zu Sexualität und Verhütung auch Zugang zum Internet und Internetkurse an. Dies erleichtert den Jugendlichen den Weg ins Zentrum; sie gehen hier ohne Scham ein und aus und erhalten, vor argwöhnischen Blicken verschont, im Raum nebenan ärztliche Beratung und Verhütungsmittel – eine Dienstleistung, die sie auch rege beanspruchen.

Die Jugendlichen machten aus ihrer Chance eine ganze Bewegung

«Was ich spannend finde, ist die Art und Weise, wie AcDev diese Herausforderung angegangen ist», berichtet unsere Programmverantwortliche Maja Hürlimann, die im März die Partnerorganisation in Senegal besucht hat. «Die drei sollen ihre Kreativität und Motivation benutzen, um andere Jugendlichen ins Zentrum zu locken, war die einzige Vorgabe der Chefärztin. Sie wissen besser, was Jugendliche interessiert.» Die anfängliche Dreiergruppe ist inzwischen zu einem gut organisierten Komitee mit vielen Mitgliedern angewachsen. Die daraus entsprungene Bewegung «Mouvement des Jeunes de la banlieue pour le développement» (mitsamt Facebook-Auftritt) ist heute in mehreren Quartieren tätig und hat damit der Unterstützung von AcDev zwei weitere Beratungszentren eröffnet.

Auch unsere im benachbarten Quartier Guédiawaye angesiedelte Partnerorganisation Intermondes setzt sich in einem Projekt mit Iamaneh schon seit einigen Jahren für die Aufklärung und sexuelle Gesundheit von Jugendlichen ein und hat neue Wege entwickelt, wie junge Menschen erreicht werden und wie ihre Eltern sich öffnen können. Unsere Programmverantwortliche Maja Hürlimann hat einen Austausch zwischen den beiden Organisationen in die Wege geleitet, von dem beide profitieren. Bei ihrem Besuch im März haben sich AcDev und Intermondes zusammen mit den Jugendlichen aus beiden Projekten vernetzt. So entstand eine gemeinsame Initiative: Die «Junge Bewegung» hatte vor Kurzem die Idee einer Konferenz zum Thema «Auch wir Jugendliche haben ein Recht auf sexuelle Gesundheit». Sie wird am kommenden 12. August – dem internationalen Tag der Jugend – umgesetzt, gemeinsam organisiert von AcDev, Intermondes und den Jugendlichen. Mit Podiumsgesprächen, Theater, Musik und Sport gewinnen sie ein breites Publikum – die Jugendlichen der Quartiere und ihre Familien, die Medien und die verantwortlichen Regierungsvertreter. Damit in Senegal die Jugendlichen zu ihrem Recht auf sexuelle Gesundheit kommen!

 

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