Senegal

Senegal

Senegal ist das westlichste Land Afrikas mit einer Bevölkerung von etwas über 18 Millionen (Stand 2023), wovon gegen 3 Millionen in der Hauptstadt Dakar leben. Die Hauptstadt ist eine aufstrebende und pulsierende Hafenstadt. Am westlichsten Punkt des Kontinents treffen sich hier Menschen aus aller Welt und tragen zum kulturellen und wirtschaftlichen Leben bei.  Gleichzeitig kommen sehr viele Menschen vom Land und den umliegenden Ländern nach Dakar auf der Suche nach Arbeit oder auf der Durchreise Richtung Europa oder Amerika.

Senegal gehört zu den wirtschaftlich schwächsten Ländern der Welt und belegt im aktuellen UNDP-Index für menschliche Entwicklung (HDI) den 170 von 191 Plätzen (Stand 2022). Die Entwicklung des Landes wird gebremst durch Energieknappheit, Nahrungsmittelkrisen, ein hohes Bevölkerungswachstum, eine hohe Arbeitslosigkeit und die Ausbeutung der zur Hauptsache exportierten wirtschaftlichen Ressourcen des Landes durch die nördlichen Länder, insbesondere Frankreich.

Kontroversen und Demonstrationen

Politisch gesehen ist Senegal im Vergleich zu anderen westafrikanischen Ländern ein Referenzland in Bezug auf die Demokratie.  Seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 handelt seine Regierung objektiv und reformorientiert, insbesondere bei der Einführung von Konjunkturprogrammen. Seit 2021 hat die Kontroverse über die Möglichkeit des derzeitigen Präsidenten Macky Sall, 2024 für eine dritte Amtszeit zu kandidieren, zu Spannungen und Zweifeln an der demokratischen Ausrichtung des Landes geführt, da ein*e Präsident*in verfassungsgemäss für höchstens zwei aufeinanderfolgende Amtszeiten gewählt werden kann. Nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ousmane Sonko, der bei der jungen Bevölkerung sehr beliebt ist, kam es im Jahr 2021 zu grossen Demonstrationswellen im ganzen Land. Diese Mobilisierungen erschwerten die sozioökonomische Situation sehr vieler Senegales*innen, insbesondere der Jugendlichen, die infolge der Demonstrationen auch mehrere Todesopfer zu beklagen hatten.

Eine weitere Problematik ist die hohe Korruption der politischen Elite. So haben beispielsweise Mitglieder der Schwiegerfamlie des Präsidenten COVID-19 Gelder, die für arme Frauen und Kinder bestimmt waren, veruntreut. Weiter ist die zunehmend eingeschränkte Meinungsfreiheit zu nennen. Journalist*innen werden ebenso wie kritische Mitglieder der Zivilgesellschaft verhaftet. Dasselbe gilt für die Demonstrationsfreiheit, die systematisch mit der Begründung der Störung der öffentlichen Ordnung unterbunden wird.

Engagement für den Frieden

Trotz dieser jüngsten politischen Krise zeichnet sich Senegal noch immer durch eine für die Region ungewöhnliche politische Stabilität und Gewaltfreiheit aus. Bisher gab es keine Staatsstreiche im Land, die Wahlen werden regelmässig durchgeführt, Senegal hat eine starke Zivilgesellschaft, die auf einer bürgerlichen und demokratischen Vision aufbaut, es gibt eine funktionierende Bürgerarmee und eine Universität, die als engagierte intellektuelle Elite der Region gilt, die sich um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Jugend bemüht.

Zudem macht sein Engagement für Frieden, Panafrikanismus und Wirtschaft Senegal zu einem wichtigen Stabilitätsfaktor in der Region und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Dieser positive Einfluss auf die umliegende Region muss aufrechterhalten werden, auch indem die Frauenrechte in Senegal weiter gestärkt werden.

Dynamische Frauenbewegung

In Senegal sind Frauen mit tiefgreifenden Ungleichheiten konfrontiert, insbesondere in Bezug auf die Gesundheitsversorgung, den Zugang zu natürlichen, materiellen und finanziellen Ressourcen, die Beteiligung an Entscheidungsprozessen und die konstante Überlastung der Frauen als Mütter, Schwiegertöchter, Ehefrauen und oft auch als Verantwortliche für Haus und Hof und einen wichtigen Anteil des Familieneinkommens.

Dennoch gibt es positive Veränderungen. Der Zugang von Frauen zur informellen Wirtschaft und Bildung verbessert sich und ihre Beteiligung in der Politik ist stärker geworden. Die Frauen- und Feminist*innenbewegung in Senegal ist eine der am weitesten entwickelten in Afrika. Seit den 1970er Jahren ist sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten eine dynamische Frauenbewegung entstanden, deren langjährige Kämpfe zu bedeutenden Fortschritten geführt hat, So wurde 1999 die Genitalbeschneidung per Gesetz verboten und weitere Gesetze gegen Gewalt gegen Frauen eingeführt, 2010 wurde die Parität in allen Wahlämtern gesetzlich verankert, 2020 schliesslich wurde die Vergewaltigung kriminalisiert. Andererseits hat Senegal das Maputoprotokoll 2005 ratifiziert, das den Zugang zur Abtreibung ermöglichen soll, auf dessen Umsetzung die Senegalesinnen jedoch noch immer warten.

Die "Me Too"-Bewegung existiert auch in Senegal unter dem Hashtag «Balance ton saï-saï». Heute führen vor allem junge, intellektuelle und urbanisierte Senegalesinnen den Kampf gegen das Patriarchat und die religiösen sowie traditionellen Ideologien, die die Frauen weiterhin unterdrücken. In ihren Forderungen geht es um Themen wie die Gleichberechtigung in allen Bereichen, die Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper, den Zugang zu Verhütungsmitteln und medizinisch betreuten Abtreibungen (die in Senegal verboten ist) sowie die Achtung der sexuellen und reproduktiven Rechte von Jugendlichen. Und auch wenn die Gesetze weitgehend eine Gleichberechtigung vorgeben, so ist im Streitfall der ‘Code de la Famille’ von 1972 ausschlaggebend, ein Kompromiss zwischen traditionellem senegalesischem Recht und Kolonialrecht sowie muslimischem Recht, alle basieren auf patriarchalen Denkstrukturen. Laut ihm kann beispielsweise nur ein Mann Familienoberhaupt sein oder ein Mann kann durch ein Kind oder dessen Mutter nicht zu einem Nachweis der Vaterschaft gezwungen werden.

Fläche: 196.722 km2
Hauptstadt: Dakar / ca. 3,34 Mio. Einwohner
Bevölkerung: 18,38 Mio.
Bevölkerungswachstum: 2,5% pro Jahr
Städtische Bevölkerung: 49,6%
Säuglingssterblichkeit: 32 auf 1000 Lebendgeburten
Müttersterblichkeit: 261 pro 100‘000 Geburten
Anzahl Geburten pro Frau: 4,17
Lebenserwartung: 70 Jahre
Ärzt*innen: 0,09 auf 1000 Einwohner*innen
Alphabetisierung (über 15-jährige, die lesen und schreiben können): 56,3%

Quelle: CIA World Fact Book (2023)

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