Geschlechtergerechtigkeit

Geschlechtergerechtigkeit

Geschlechtergerechtigkeit bedeutet, dass Menschen aller Geschlechter die gleichen Möglichkeiten für Partizipation, Sichtbarkeit, und Wertschätzung haben, in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens. Dies heisst nicht, dass alle Menschen gleich sind, sondern vielmehr, dass wir alle gleich an Rechten und Würde sind und uns dieselben Chancen zustehen sollten.

Mädchen und Frauen bilden knapp die Hälfte der Menschheit (UN Population Fund 2023). Sie erbringen weltweit den grösseren Anteil aller Arbeitsleistungen, erhalten jedoch nur einen Bruchteil des Welteinkommens und besitzen einen minimalen Teil des Eigentums. Die Ungleichheit der Geschlechter stellt eines der grössten Hindernisse für nachhaltige Entwicklung, ökonomisches Wachstum und Armutsbeseitigung dar. Schätzungen zufolge ist die Mehrheit der armutsbetroffenen Personen weltweit weiblich (UN Women 2022). Auch Menschen, die auf Grund der Geschlechtsidentität, der sexuellen Orientierung oder des Geschlechtsausdrucks diskriminiert werden, neigen zu höherem Armutsrisiko. Diskriminierungen auf Grund des Geschlechts führen zu schlechterem Zugang zu Gesundheit und Bildung. Zudem müssen betroffene Personen oft ohne soziale Sicherung arbeiten, verdienen weniger als Männer, können weniger Einfluss auf soziale und politische Entscheidungsprozesse ausüben und sind geschlechterbasierter Gewalt ausgesetzt.

Geschlechtsbezogene Diskriminierungen

Die Situation von Frauen kann sich in vielen Fällen nur so weit ändern, wie es die meist von Männern dominierten Machtstrukturen zulassen. Geschlechtergerechtigkeit setzt bei den gesellschaftlich und traditionell bestimmten Rollen von Frauen und Männern an (Gender). Diese Rollen sind veränderbar und unterliegen einem Wandel. Da Rechte und Pflichten von Frauen und Männern stark voneinander abhängen, muss mit Frauen als auch mit Männern zusammengearbeitet werden, um genderspezifische Benachteiligungen und strukturelle Ungleichheiten zu überwinden. Zudem strebt die Geschlechtergerechtigkeit eine gerechtere Geschlechterordnung an, welche über die Gleichstellung und deren zweigeschlechtliche Struktur hinausgeht. Beruhend auf einem mehrdimensionalen Gender-Verständnis werden Gewalt- und Machtverhältnisse zwischen Menschen aller Geschlechter kritisch hinterfragt und angegangen. Das mehrdimensionale Verständnis von Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigt die verschiedenen Aspekte von Geschlecht und die damit verbundenen Ungleichheiten, Hierarchien und Unterdrückungen.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 besagt: «Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren». Daher ist der Zugang zu Rechten für alle Geschlechter ein Menschenrecht und muss als übergreifende und integrative Aufgabe der Entwicklungszusammenarbeit verstanden werden. Globale Gerechtigkeit kann nicht erreicht werden, ohne die Ungleichheit der Geschlechter anzugehen. Geschlechtergerechtigkeit trägt zu einer umfassenden Verbesserung der Lebensqualität aller Menschen bei, mindert die Armut, verbessert die Bildung, unterstützt bei der Bekämpfung von Krankheiten, führt zu Wirtschaftswachstum und ist der Schlüssel zur Erreichung einer menschenrechtsbasierten, sozial gerechten und nachhaltigen Gesellschaft. Die Förderung der Geschlechtergerechtigkeit ist darum ein Schwerpunkt der Arbeit von IAMANEH Schweiz und wird transversal in allen Projekten durch einen gendertransformativen Ansatz gefördert. Dabei geht es darum, Frauen und Mädchen darin zu befähigen ihre Rechte einzufordern, Männer einzubeziehen und das binäre System sowie Strukturen, die Gewalt- und Machtverhältnisse zwischen allen Menschen aufrechterhalten, kritisch zu hinterfragen und im Sinne gleicher Chancen und Möglichkeiten für alle zu verändern.

Das Verständnis von Frauen bezieht sich auf alle Personen, welche sich selbst als Frau identifizieren oder von der Gesellschaft als weiblich gelesen werden und den damit einhergehenden Diskriminierungen und Marginalisierungen ausgesetzt sind.

Genderstrategie IAMANEH Schweiz

 

Quellen

UN Population Fund 2023: https://www.unfpa.org/data/world-population-dashboard

UN Women 2022: https://data.unwomen.org/features/poverty-deepens-women-and-girls-according-latest-projections

Pimminger, Irene (2014) : Geschlechtergerechtigkeit – Ein Orientierungsrahmen für emanzipatorische Geschlechterpolitik. Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Politik und Gesellschaft, 2014.

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